Das Meer aus Bäumen

14 09 2011

Es ist ein Experiment… mein neues Buch. Natürlich beginne ich ganz am Anfang und wenn der Wunsch von meinen Lesern da ist, werde ich immer wieder ein neues Kapitel anfügen….

Kurzer Einstieg:

Adam ist an einem mystischen Ort. Sagenumwoben, düster und dunkel. Hier möchte er seinem Leben ein Ende bereiten und trifft auf seiner Reise durch eine Fantasiewelt Seelen, Menschen und Wesen. Werden sie ihm den Sinn des Lebens zeigen oder sind es nur Dämonen, die seine ruhelose Seele endgültig in das Verderben stürzen wollen…

 

 

Kapitel 1

 

Bleiern wog sein Atem. Die Lunge kämpfte bei jedem Zug. Wieder und immer wieder.
Mühselig, wie dieser schwere Moment, krabbelten seine Augen an den Balken des Einganges weiter nach oben und verweilten an der Tafel in der Mitte des Tores. Er sah vier japanische Zeichen. Vertikal und jedes für sich.
Hier war es also. Genau dieser Eingang wurde ihm beschrieben
Am Ziel und doch voller drückender Ängste.
Beruhige dich…
sagte er zu sich selbst, schloss die Augen und machte ein Schritt auf das Tor zu. Gerade in diesem Augenblick stach ein eisiger Hauch durch die Pforte, ganz so als würde er gerufen.
Ja…das ist es…hier bin ich am Ziel…

Seine Gewissheit ließ ihn wieder die Augen öffnen, seinen Schritt wurde schneller und schon war er über den großen Stein am Eingang geklettert. Er war auf den ersten Metern seines Weges.
Ein Weg der keiner zu seien schien.
Hinein in das Meer aus Bäumen, dem Aokigahara Wald in Yamanashi, Japan
Weit war er für diesen Augenblick gereist. Lang und beschwerlich war seine Reise, die man auch Leben nennt. Gelebt, nur um hier anzukommen.
Sein Name war Adam Pritchard und heute war sein neunundzwanzigster Geburtstag. Es war sein Datum, der Tag an dem sein Leben begann und an dem es heute enden würde.
Eigentlich wollte er schon heute vor einem Jahr hier stehen, doch hatte sein armseliger Verdienst ihn zu einem weiteren, verdammten Jahr verdonnert.
Aber es war ein Jahr mehr Zeit, um sich zu beweisen, dass doch alles einen Sinn hatte. Dennoch verstrichen diese paar Monate ohne ein einziges Zeichen des Schönen.
Ja, es kam so wie er es erwartet hatte und darum stand er nun vor dem mystischsten Ort, von dem er jemals gehört hatte und war hinein gegangen. Er war gerade mal gute zehn Meter einen provisorischen Weg hinauf gelaufen und schon schien es, als hätte ihn der Wald verschluckt. Man hatte ihm also keine Märchen erzählt.
Es war ein Ort, ein unsäglicher Ort voller düsterer Magie.
War man einmal hineingegangen, hieß es, führte kein Weg mehr hinaus. Die Bäume wuchsen hier so nah wie nirgends anders auf dieser Welt. Es war unmöglich sich zu orientieren. Selbst das Moos schien verwunschen, bewuchs es doch die Rinde von allen Seiten und verschwieg einem wo der Osten war. Als wäre dies auch nicht genug, gab es gerade hier hohe Eisenvorkommen in den Böden und Felsen,  die jeden Kompass verrückt spielen ließen. Kein Weg mehr hinaus…
Kalter Nebel, dicht und satt, entschwand unter großen Wurzeln hindurch und Höhlen gab es hier die kälter waren, als jeder Schnee.
Des Nachts, so wurde Adam berichtet, taumelten hier die Seelen der Toten orientierungslos umher. Sollte das stimmen, dachte er bei sich, dann musste hier um Mitternacht mehr los sein als in jeder Großstadt. Unendlich viele Seelenwanderer, gerufen vom Aokigahara Wald.
Die Selbstmörder, die Menschen ohne Lebenswillen.
Allein im Jahr 2009 waren mehr als 2600 Menschen hinein gelaufen, so wie Adam heute, nur um sich an irgendeinen Ast zu hängen und zu sterben.
Viele von ihnen verschwanden einfach oder wurden erst dann gefunden, wenn nicht mehr als bleiches Knochenwerk von ihrer Existenz übrig geblieben war.
Ging man nur weit genug hinein,  baumelten noch Gürtel, Kabel und Seile in den Bäumen. Die Werkzeuge mit denen traurige Seelen ihr Ende fanden.
Verschworen wurde Adam auch berichtet, dass Dämonen die Menschen verführten. Selbst die, die gar keinen Groll gegen sich und die Welt im Herzen trugen. Ja, sogar die Bäume seien voller böser Energie. Hier hatte alles ein Ende.
Nun war er schon mehrere hunderte Meter in den Wald hinein gelaufen, als plötzlich hinter ihm eine aufgeregte Stimme rief. Es war irgendetwas auf Japanisch.
Entsetzt drehte er sich um. Unweit von ihm brachen gelbe Lichter durch die Blätter. Wachposten.
Die Regierung hatte nach der Wirtschaftskrise reagiert und wollte dem suiziden Strom entgegenwirken. Kameras am Eingang und Wachposten sollten das Gros der Selbstmörder abfangen, wollten sie zurück in die Welt schleifen.
Doch Adam war nur kurz gefangen von den Lichtern und als er sich von seinem ersten Schreck erholt hatte, rannte er einfach los. Wild folgte er blindlings dem leisen Flüstern der Bäume.
Schnell trugen ihn seine Füße über den braunen Mulch eines kaum erkennbaren Weges. Geschickt schlüpfte er unter einem Ast hindurch, der wie ein Arm das letzte Stoppzeichen markieren wollte. Doch immer noch schwere Schritte hinter ihm. Sie waren näher, als gedacht.
Ein abrupter Richtungswechsel.
Hinunter von dem Weg, hinein in das Dickicht.
Schneller und immer schneller rannte er an großen Bäumen vorbei, Farne schlugen wie Peitschenhiebe gegen die Beine und dann riss es ihn auf einmal von den Füßen.
Ein harter Aufschlag, leichte Ohnmächtigkeit. Sie hatten ihn. Stille….
„Adam…wach auf…“
Was war das für eine Stimme? Lag er hier vielleicht nur Minuten oder waren es Stunden?
Hinter ihm raschelte es.
Wessen Stimme riss ihn aus der Ohnmacht?
Aufgeregt sprang er auf, zitterte am ganzen Körper. Noch war er hier im Wald.
Die japanischen Wachmänner schienen verschwunden, aber er war sich sicher, dass ihn jemand gerufen hatte. Verwirrt graste sein Blick die Umgebung ab.
Keine Menschenseele war zu sehen. Nur vor ihm baumelte ein gelbschwarzes Band.
Ein Absperrband mit Schildern die den weiteren Fortgang verbieten wollten, hatte seiner Flucht wohl mit helfender Hand zur Seite gestanden. Wie aus einer Zentrifuge wurde er in ein großes Feld voller Farne geschleudert und war so unsichtbar für die Verfolger geworden.
Ein Zeichen, dass dieser Ort ihn wollte.
Seine Seele und sein Leben.
Vorsichtshalber verharrte er noch einige Augenblicke, um ganz sicher zu sein, dass niemand mehr hinter ihm her war. Danach klopfte er sich mit einer Hand den groben Dreck von den Sachen, während die andere Hand sich um die moosbewachsene Rinde eines Baumes klammerte.
Plötzlich zuckte er zurück, erstarrte.
Unwirklich betrachtete er seine Hände. Er hätte schwören können, dass er eben auf der Rinde einen Herzschlag gespürt hatte.
Nein…das war dein eigener Herzschlag, du Idiot!

Doch skeptisch und zitternd hielt er sich seine Finger vor das Gesicht und roch an den Spuren des Waldes.
Moder und Feuchtigkeit.
Es roch nach einem Grab.
Seinem Grab.
Reiß dich jetzt endlich zusammen!
Schrie er sich innerlich an.
Und es wirkte. Er machte einen Schritt nach vorne und dann noch einen. Sein Gang wurde fester.
Er musste noch tiefer in das Dickicht, noch tiefer in die Nacht, noch tiefer in das Meer aus Bäumen.

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2 responses

14 09 2011
Yuna Lesca

Also mein kleiner Schreiberling…
Die Idee an sich gefällt mir sehr gut… Ich hab ne gute Vorstellung davon wie es weiter geht und deine Sprche ist wieder sehr bildlich, was mir gut gefällt… einige Ausdrücke find ich nicht allzu gelungen, bzw kommt es einem am Anfang etwas wiederholt vor.Aber ansonsten bin ich begeistert. ich lese also gern weiter ;P

20 09 2011
melanie kinne

also ich will auf alle fälle auch mehr lesen davon und bin gespannt wie es weitergeht!! gefällt mir!! liebe grüße….

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